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Dienstag, 25. Februar 2014

Winter


Beitrag zu Davids (@sm0k1nggnu) Short Story Collab #00 mit dem Thema Winter

(Eigentlich hätte das länger werden sollen, aber ich hab jetzt keine Zeit mehr und hab deshalb doch nichts Übernatürliches mehr eingebaut. Ich hoffe, es gefällt euch einigermaßen, ist aber wirklich nichts Besonderes. Beim nächsten Mal muss ich mir echt mehr Mühe geben.)

 Schneegestöber
 
Graue Wolken bedeckten den Himmel. Dicke, weiße Schneeflocken fielen herab. Simon stapfte den Weg bergab entlang, seine Winterstiefel hinterließen tiefe Spuren im Schnee. Dumpf drang Musik aus den Kopfhörern, die in seinen Ohren steckten. Er nickte mit dem Kopf im Takt zu Falcos »America«.
Der Vierzehnjährige war, wie er es manchmal am Wochenende tat, auf den kleinen Berg in der Nähe des Hauses, in dem er mit seinen Eltern und seiner kleinen Schwester wohnte, gegangen. Wenn man schnell ging, war man in einer Stunde bei der Hütte am Gipfel, dieses Mal hatte er aber länger gebraucht, da er durch den Neuschnee, der in der Nacht gefallen war, um einiges langsamer vorankam. Er war am frühen Nachmittag hinauf zur Hütte gegangen, und befand sich jetzt wieder auf dem Heimweg ins Tal. Langsam wurde es düster, wozu auch die dicken Wolken am Himmel beitrugen.
   Simon beschleunigte seine Schritte. Er wollte nicht im Dunklen alleine durch den Wald gehen, außerdem würden seine Eltern mit ihm schimpfen, wenn er erst so spät nachhause kam. Die Schneeflocken fielen immer dichter, und der Wind trieb sie ihm ins Gesicht. Er zog seine Haube ganz über seine Ohren, und schob den dicken Wollschaal bis über seine Nase nach oben. Er grinste bei dem Gedanken daran, dass er jetzt wohl wie ein Ninja aussah.
Beim Hochgehen war er durch die Anstrengung etwas ins Schwitzen gekommen, doch jetzt wurde im zusehends kälter, woran vor allem der beißende Wind schuld war, der aufgekommen war, als er sich wieder auf den Weg ins Tal gemacht hatte. Simon kam auf den Gipfel eines kleinen Hügels und sah vor sich einen steilen Hang, an dessen Ende der Weg in einen Fichtenwald hineinführte. Der Schnee auf dem Hang war durchzogen von den Spuren von Schlitten und Bobs, die jedoch allmählich durch den weiterhin stärker werdenden Schneefall verschwanden. Jetzt wurde es rapide dunkler, und Simon begann, sich leichte Sorgen zu machen.
    Er zog die Kopfhörer, die gerade den Refrain von »Jeanny« plärrten, aus seinen Ohren, und eilte den Hügel hinunter. Als er etwa die Hälfte der Strecke zum Wald zurückgelegt hatte, stolperte er plötzlich über einen Stein, der unter der Schneedecke verborgen war. Er fiel, kam mit der rechten Schulter auf und rutschte ein Stück weit den steilen Hang hinab, bevor er sich quer drehte und sich mit seinen Händen stoppte. Fluchend richtete er sich wieder auf und wischte sich den Schnee aus dem Gesicht. Der Junge verharrte ein paar Augenblicke und blickte in Richtung Wald. Im schwindenden Licht und dem immer dichter werdenden Schneegestöber konnte er die Bäume nur noch schemenhaft erkennen.
    Schnell ging er weiter. Als er jedoch mit dem rechten Fuß auftrat, spürte er einen stechenden Schmerz und verzog das Gesicht. Vorsichtig setzte er den Fuß noch einmal auf. Es tat ziemlich weh, aber es war auszuhalten. Den Schmerz und die Kälte so gut es ging ignorierend ging er humpelnd weiter. Er versuchte, an die Wärme, die ihn zuhause erwarten würde, zu denken, an das heiße Wasser der Dusche, an die warme Bettdecke.
    Endlich erreichte Simon den Wald. Hier war er ein wenig vor dem Wind und dem fallenden Schnee geschützt. So schnell es ging stapfte er den Waldweg entlang. Mittlerweile war es noch dunkler geworden. Leichte Angst kam in ihm auf, er glaubte andauernd, Bewegungen in den Schatten zwischen den Bäumen zu sehen und drehte sich bei jedem Geräusch erschrocken in die Richtung, aus der es kam. Insgesamt brauchte er für den Weg durch den Wald vielleicht zwei Minuten, aber es kam ihm viel länger vor. Endlich sah er, wie sich die Bäume vor ihm lichteten, und er konnte durch das dichte Schneetreiben die erleuchteten Fenster der ersten Häuser erkennen.
    Schließlich erreichte er die Stelle, wo der Wanderweg die Straße kreuzte. Erleichtert ging er etwas langsamer. Als er durch die Gassen der Siedlung spazierte, verließ ihn die Angst, die er im Wald verspürt hatte, allmählich, und als er in die Straße, an dessen Ende ihr Haus lag, kam, war der Schreck vollständig verflogen. Die Kälte trieb ihn aber weiterhin an, und dann – endlich! – war er bei der Haustür. Er zog sich seine Handschuhe mit den Zähnen aus, fischte mit klammen Fingern den Schlüssel aus seiner Jeans heraus, traf das Schlüsselloch erst beim dritten Mal und öffnete die Tür.
    Wärme strömte ihm entgegen. Nie hatte er etwas Besseres gefühlt. Er schloss die Tür hinter sich. Seine Mutter, die ihn wohl gehört hatte, kam aus der Küche in den Gang. Sie schimpfte mit ihm, war aber vor allem froh, dass er endlich zuhause war.
    Simon zog sich Schuhe und Jacke aus und ging sofort ins Badezimmer. Er riss sich die nassen, verschwitzten Kleider vom Leib. Hoodie, T-Shirt, Jeans, Unterhose, Socken fielen nacheinander zu Boden, oben drauf warf er den MP3-Player und die Kopfhörer und stürmte regelrecht zur Dusche. Das heiße Wasser prasselte auf seinen Kopf herab, floss über seinen Rücke, seinen Bauch, seine Arme, seine eiskalten Hände und Beine hinab. Er stand einfach nur mit geschlossenen Augen da und fühlte, wie ihm allmählich wieder warm wurde. Herrlich.

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